Westlich von Hedemünden wurde 2003 durch Geländeforschungen der Göttinger Kreisarchäologie ein überraschend gut erhaltenes frühkaiserzeitliches Militärlager entdeckt. Die mehrteilige Anlage von rund 25 Hektar nimmt einen heute bewaldeten Bergrücken und dessen landwirtschaftlich genutzten Ostabhang ein. Unmittelbar südlich fließt die Werra, der natürliche Oberlauf der Weser. Die Lage ist unverkennbar durch die Orientierung auf eine Furt durch den schiffbaren Fluss bestimmt. (...)
Als Einzelbereiche des Stützpunktes sind vorhanden das rund 3,2 ha große Hauptlager I (auf dessen Gebiet die obigen Fotos im Wald entstanden sind) auf der Berghöhe, mit komplett erhaltener Umwehrung aus Wall ... und Spitzgraben ....; .....ein mutmaßliches Marschlager IV von ca. 15 ha Größe auf dem flach abfallenden Osthang des Berges (auf dessen Gebiet die Wegebilder im Freien entstanden sind) ; (...).
Durch Grabungen und Prospektionen seit 2003 ist das Lager I am besten untersucht. Nachgewiesen ist eine Innenbebauung mit ehemaligen Holzgroßbauten (z. T. wohl Vorratsbauten mit schwebenden Böden über Steinsubstruktionen) und Zelten (siehe Bilder oben mit Dr. Grote und unseren Teilnehmern). Fast im Zentrum lag ein quadratischer Zentralbau mit Umgangsweg, vermutlich die Principia. Belegt sind zudem Feldbacköfen, steingesetzte Herdstellen, Gruben, Wegereste.
Das zahlreiche Fundmaterial setzt sich überwiegend zusammen aus Metallobjekten und Keramikresten. Vorhanden sind alle Elemente der militärischen Waffen- und Grundausrüstung der regulären Infanterie wie auch der Auxiliarkavallerie, dazu vielfältiges Alltagsgerät, Handwerksnachweise ...., Teile von Wagen und Zugtieranschirrungen, Baubeschläge und Zeltheringe. (...)
Das Münzspektrum enthält neben wenigen republikanischen Stücken überwiegend augusteische Prägungen ...... Nach derzeitigem Kenntnisstand gehört der Stützpunkt Hedemünden demnach in die frühe Phase der augusteischen Okkupationszeit, in die Staffel der vom Princeps Drusus angeführten Vorstöße ins rechtsrheinische Germanien .... Als frühestes Datum ist das Jahr 11 v. Chr. möglich, sicher einbezogen war es in den Vorstoß 9 v. Chr. von Mainz bis zur Elbe. (...)
Seit 2007 werden durch die Geländearbeiten auch die Reste des unter Wald erhaltenen römischen Marschweges bis in mehreren Kilometern Entfernung erkannt.